Zurück zur Übersicht 23. September 2025

Headless CMS oder klassisches CMS – was passt für die Corporate Website?

Von: Martin Seyfried

Unternehmen stehen bei der Planung ihrer Corporate Website zunehmend vor der Frage, ob ein Headless CMS oder ein klassisches Stand-Alone CMS die bessere Lösung ist? Lange Zeit war das monolithische CMS der Standard, bei dem Backend und Frontend untrennbar miteinander verbunden sind.

Headless CMS erklärt – flexible Content-Management-Lösung für Websites, Apps, Smartwatches und Voice Assistants.
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Headless CMS erklärt: flexible Content-Management-Lösung für Websites, Apps, Smartwatches und Voice Assistants.
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Über mehr als 20 Jahre hinweg haben wir uns von statischen HTML-Webseiten hin zu dynamischen Systemen und Inhalten verändert. Wurde einst die Webseite mit der Hand erstellt, erfolgte die Pflege der Inhalte recht schnell doch über Datenbanken und Content Management Systeme (CMS). Doch mit der wachsenden Vielfalt digitaler Kanäle in den letzten 10 Jahren kam die zusätzliche Idee auf, Inhalte losgelöst vom Layout bereitzustellen. Content Delivery Networks (CDN) entstanden für die großen Verlage, um Inhalte in verschiedenste Kanäle zu verteilen. Daraufhin hat man den Ansatz so skaliert, dass er auch für einzelne Unternehmen durchaus Sinn ergeben kann, neben einer reinen Corporate Website mit CMS dahinter.

Heute gilt: Beide Ansätze haben ihre Berechtigung, unterscheiden sich aber stark in Flexibilität, Aufwand, Performance und Eignung für bestimmte Anwendungsfälle.

Was ist ein Headless CMS?

Ein Headless CMS ist ein Verwaltungssystem rein für Inhalte, das ausschließlich das Backend (Pflege-Oberfläche) und die Datenhaltung (Datenbanken) bereitstellt. Über Schnittstellen (APIs) werden Inhalte an beliebige Frontends (die eigentlichen Ausgabemedien) ausgeliefert. Der Begriff Headless bedeutet, dass das System keinen eigenen „Kopf“ – also keine fest integrierte Ausgabeschicht für Websites – besitzt. 

Man kann es sich wie einen Körper ohne Kopf vorstellen: Das Gehirn (Backend) steuert alles, aber die Köpfe (Frontends) können vielfältig sein: eine Website, eine App, Displays im Verkaufsraum, Wearables, KI oder auch andere digitale Plattformen. So ein bisschen wie ein Formwandler aus einem Science Fiction Roman… Das Wissen und die generelle Information sowie Persönlichkeit bleiben immer gleich, aber das Aussehen und wie sich die Gestalt gibt, ist jederzeit von der Situation und den Anforderungen abhängig und angepasst. Maximale Dynamik aber eben auch maximale Komplexität wenn man es richtig machen möchte.

Praxisbeispiel

Ein global agierendes Unternehmen möchte Produktinformationen zentral verwalten und gleichzeitig in einer Corporate Website, einer mobilen App und in internen Portalen nutzen. Zusätzlich sollen die Produktinformationen auch durch Partnerunternehmen und Vertriebswege genutzt werden. Hier ist ein Headless-Ansatz sinnvoll, weil alle Plattformen aus derselben Datenquelle gespeist werden. Externe Nutzung ist kein Problem.

Erklärung:

Das unterstützt ein hohes Maß an Performance und Flexibilität. Aber genau diese Flexibilität beim Einsatz des gleichen Inhalts in verschiedenen Anwendungen kann auch zu Problemen führen. Wenn Inhalte 1:1 in der Website, speziellen Landing Pages und im Shop verwendet werden, kommt es schnell zu Problemen in der Suchmaschinenoptimierung und zu Verwaschungen der Klarheit von Content-Urhebern. Hinzu kommt, dass das Material ggf. durch Dritte in externen Webseiten (Vertriebspartner) verwendet wird.

Eine initiale Urheberschaft der Inhalte ist nicht mehr eindeutig zu definieren und Informationen mehrfach in gleicher Art und Weise im Internet vorhanden. Suchmaschinen wie Google und Bing erkennen in solchen Fällen meistens Duplicate Content (DC) und können die gesamte Seite oder zumindest bestimmte Bereiche abwerten. Die Folge sind teils erhebliche Rankingverluste, teilweise bei mehreren beteiligten Systemen parallel. Verhindern lässt sich dies nur durch konsequente redaktionelle Arbeit, in der Inhalte kanal- und kontextgerecht angepasst und ausgezeichnet werden. Andernfalls droht eine ungewollte Kannibalisierung der eigenen Inhalte durch die eigenen Websites, Shops und Portale.

Headless-Systeme

Um auch einige Systeme zu nennen, gehen wir noch kurz auf die weit verbreitete Open Source-Version „Strapi“ ein: 

Strapi ist ein Open-Source Headless CMS (Content Management System), das auf JavaScript basiert. Es ist keine traditionelle "All-in-one"-Lösung, ähnlich wie TYPO3, Drupal oder auch ein zweckentfremdetes Blogsystem wie WordPress, sondern konzentriert sich ausschließlich auf die Verwaltung und Bereitstellung von Inhalten über eine API (Application Programming Interface). Die komplette Ebene der Ausgabe und des Ausgabehandlings muss also „angeschlossen“ werden.

Weitere vergleichbare Systeme sind Sanity.io, Directus, Contentful, Payload CMS, und Ghost. Der überwiegende Teil dieser Anwendungen basiert im Kern aber wie Strapi auf „node.js“. Am Ende kochen eben doch wieder alle einfach mit Wasser.

Headless CMS Architektur – zentrale Content-Verwaltung für Websites, Apps, Onlineshops und Smartwatches.

Headless CMS Architektur – zentrale Content-Verwaltung für Websites, Apps, Onlineshops und Smartwatches.

TYPO3 im Headless-Einsatz

TYPO3 eignet sich natürlich in der aktuellen Version auch als Headless CMS, weil es mittlerweile generell eine leistungsstarke API-Basis bietet. So können Unternehmen die bewährten Vorteile wie Benutzerverwaltung, Rechtekonzepte und Redaktionsworkflows nutzen, während Entwicklerteams moderne Frontend-Frameworks wie React oder Vue.js einsetzen. TYPO3 wird dabei zur zentralen Content-Plattform, die Inhalte versioniert, verwaltet und für verschiedene Kanäle bereitstellt.

Was ist ein klassisches CMS?

Ein klassisches CMS kombiniert die Inhaltspflege und die Darstellung in einem System. Backend und Frontend sind eng miteinander verzahnt, sodass Redakteure ihre Inhalte im selben System einpflegen und sofort im Browser in der vorgesehenen Gestaltung sehen können. Systeme wie TYPO3, Wordpress oder Drupal sind typische Beispiele.

Praxisbeispiel:

Ein CMS zur Verwaltung von Inhalten zu verwenden, ist definitiv der richtige Weg für weit über 90 % der nationalen wie internationalen Anwendungsfälle. Inhalte unterschiedlich aufbereitet in einer Website und responsiv darzustellen, ist 2025 keine Frage des Willens mehr, sondern ein klares Muss! Natürlich auch mehrsprachig bzw. multilingual, das muss man nicht gesondert erwähnen.

Ein klassisches CMS bietet genau dafür die nötigen Werkzeuge. Hier können Redakteure und Content-Manager belastbar die Inhalte auf die Bedürfnisse der Zielgruppen zuschneiden und sehen dabei das finale Ergebnis sofort, in allen gepflegten Sprachen. Durch integrierte Vorschaufunktionen können Darstellungen direkt in allen gängigen Browsern wie Chrome, Safari, Edge, Firefox oder Opera überprüft werden. Dies ist ebenfalls extrem wichtig, um ein hohes Maß an Qualitätskontrolle halten zu können! Fehler schleichen sich schnell und unbemerkt ein: „Was nützt der beste Webseiten-Inhalt, wenn die Überschrift und der Fließtext seitlich aus dem Smartpohne-Display laufen und der Besucher nichts richtig lesen kann ohne horizontal Scrollen zu müssen?“

Darüber hinaus eröffnet die direkte Integration ins Frontend auch eine bessere Kontrolle darüber, wie Inhalte von KI-Interpretern wie Gemini, Perplexity oder ChatGPT erfasst und verarbeitet werden. Damit bleibt die Konsistenz der Inhalte gewahrt und Redakteure haben eine klare, sichtbare Kontrolle über die Wirkung ihrer Arbeit.

Vergleich Headless CMS vs. klassisches CMS

Kriterium

Headless CMS

Klassisches CMS

Flexibilität

Sehr hoch, API-basiert, multikanalfähig

Geringer, primär für die Website optimiert

Aufwand

Hoher Initialaufwand, hohe zusätzliche Security, extrem Komplex in der Pflege

Geringer, schneller startklar, vorhandene Pflegeprozesse, Management und Freigabe-Ebenen

Redakteursfreundlich

Eingeschränkt, keine echte Vorschau, kein Standard-Schulungsmaterial

Sehr komfortabel mit WYSIWYG-Editoren, Viele Best-Practice Informationen online, Schulungsmaterial und Videos online

Performance

Sehr hoch, schnelle Ladezeiten mit modernen Frontends

Abhängig von Server und Plugins, ggf. externe Zusätze wie Cache-Server notwendig

Sicherheit

Reduzierte Angriffsfläche durch entkoppeltes Backend, Security aber komplex

Updates und Security-Patches notwendig

Zukunftssicherheit

Leicht erweiterbar um neue Kanäle im Multisite und Multichannel Betrieb

Stabil für den Hauptkanal Website / Portal / Corporate Website

Kosten

Wesentlich Höher, auch im Betrieb

Geringer in Einrichtung und Wartung

Einsatzgebiet

Multichannel, Plattform-Integration, komplexe Anwendungen

Klassische Websites, Corporate Websites

   

Headless oder klassisch – was ist der richtige Ansatz?

Ein Headless CMS bringt klare Vorteile, wenn Inhalte in vielen unterschiedlichen Plattformen eingesetzt werden sollen: Apps, digitale Assistenten, Portale oder andere Systeme. Für die reine Distribution von Teasern in Social-Media-Kanäle wie LinkedIn, X oder Instagram ist ein Headless CMS jedoch nicht notwendig! Das leisten auch klassische CMS-Systeme problemlos und zuverlässig. 

Für die meisten Unternehmen, die ihre Inhalte vor allem zur Bewerbung ihres Unternehmens in einer Corporate Website oder in einem internationalen Portal nutzen, reicht ein klassisches CMS vollkommen aus. Auch Stellenanzeigen, News, ein Download-Bereich etc. sind Standard. Headless lohnt sich nur, wenn eine echte Multichannel-Strategie verfolgt wird, bei der dieselben Inhalte systemübergreifend benötigt werden.

Headless vs. klassisches CMS?

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Performance als SEO-Faktor

Ein wesentlicher Vorteil von Headless-Architekturen liegt in der Performance. Moderne Frontends können extrem schnelle Ladezeiten ermöglichen, was direkt die Sichtbarkeit in Suchmaschinen verbessern kann. Für Unternehmen mit internationalem Wettbewerb kann dies entscheidend sein. Hinzu kommt, dass die Aussteuerung von neuen Materialien über Multichannels ein großes Marketing Potential beinhaltet, wenn man es unternehmensseitig leisten kann. 

Allerdings erfordert diese Flexibilität, dass Redakteure ihre Inhalte für mehrere Plattformen optimal vorbereiten, anlegen und pflegen. Teilweise sogar abgestimmt auf die entsprechende Zielsprache. Ein Text, der für die Website funktioniert, muss möglicherweise für eine App oder ein interaktives Display gekürzt oder visuell anders aufbereitet werden. Das erhöht die redaktionelle Komplexität und das Qualitätsmanagement darf nicht versagen.

Fazit

Headless CMS ist kein Trend, sondern eine strategische Entscheidung. Es eignet sich besonders für Unternehmen, die Inhalte systemübergreifend und in verschiedenen Plattformen nutzen müssen.

Für den Normalfall – eine Corporate Website, auch international ausgerichtet – ist ein klassisches CMS nach wie vor die bessere Wahl. Es ist einfacher, günstiger und für Redakteure leichter handhabbar. Social-Media-Distribution oder internationale Portale lassen sich ohne Headless realisieren.

Die wichtigste Frage ist daher: Werden die Inhalte wirklich in vielen verschiedenen Kanälen gleichzeitig benötigt, oder reicht die Website als Hauptplattform?

  • Headless = Speziallösung für komplexe Multichannel-Strategien
  • Klassisches CMS = Best-Practice für über 90 % der Corporate Websites

Ist ein Headless CMS gut für SEO?

Ja, ein Headless CMS kann sehr vorteilhaft für SEO sein, da es schnelle Ladezeiten, moderne Frontend-Technologien und saubere Code-Strukturen ermöglicht. Allerdings müssen Inhalte SEO-gerecht aufbereitet und je nach Kanal angepasst werden, um Duplicate Content und Rankingverluste zu vermeiden.

Wie aufwendig ist die Einführung eines Headless CMS?

Die Einführung eines Headless CMS erfordert in der Regel mehr Zeit und technisches Know-how als ein klassisches CMS. Neben der Auswahl des Systems müssen auch individuelle Frontends entwickelt und Schnittstellen integriert werden. Der initiale Aufwand ist höher, dafür profitieren Unternehmen langfristig von mehr Flexibilität.

Lässt sich ein klassisches CMS nachträglich in ein Headless CMS umbauen?

Ja, viele Systeme wie TYPO3 oder Drupal können inzwischen auch headless betrieben werden. Das bedeutet, dass die Inhalte über APIs an externe Frontends ausgeliefert werden. Allerdings ist der Umbau oft komplex und sollte sorgfältig geplant werden, um Inhalte, SEO und bestehende Workflows nicht zu beeinträchtigen.